Langsam humpelt das Kaali-Tier zur Haltestelle, verflucht nebenbei die schmerzende Hüfte, freut sich über das Wetter, angenehme Temperatur, kein Regen, kommt aber wohl noch.
Erleichtert plumpse ich in die eklig staubigen, harten Sitze und sehe...Gabi...Gabi sieht, dank ihrer Augenringe, älter aus als sie wahrscheinlich ist und gehört zu den Menschen die nicht verstehen, daß die Kombination aus pinkfarbenem Lippenstift und babyblauem Lidschatten einfach unmöglich ist. Passend dazu trägt sie einen türkisfarbenen Rollkragenpulli, eine sandfarbene Jacke mit Kunstpelz an der Kapuze (hallooooo, Winter is vorbei Gabi) und - bei allen Göttern - goldene Turnschuhe. Damit nicht gleich meine Augen durch den Bus kullern, betrachte ich lieber klein-Kevin, Gabis Sohn. Kurze Latzhose, farblich passend zu Muttis Winterjacke, türkisfarbene Söckchen und ein türkises Shirt. Mensch Gabi, sogar ich trage einen Pulli, wieso ziehst du deinem Kinderwagenterorristen ein T-Shirt und kurze Hosen an?
Naja, Gabi ist halt - anders.
Gabi hat auch ihren Hund dabei, eine Cocker-Dame, irgendwo zwischen ich bin kein Welpe mehr, aber auch nicht erwachsen. Wie junge Hunde nunmal sind, findet die Kleine alles auch unheimlich aufregend und muss schnuppern. Aber nicht mit Gabi! Gabi hat nämlich vorgesorgt und ruckt immer schön an derLeine, wenn der Wauwau auch nur mit dem Auge zuckt, und da man ja nie weiß, was so ein Cocker anstellen kann, trägt Wuffi ein Würgehalsband. Bei einem ausgewachsenen Rottweiler könnte ich das ja noch nachvollziehen, aber...nuja...ich muss aussteigen.
Rein zu real, wird mein flotter Schritt von Ursel gebremst, die sich - als hätte sie darauf gewartet - blitzschnell vor mir in den Gang schiebt. Waah, bremsen, bremsen, sonst hängt die Nase im Haarspray fest. Nachdem Ursel 20 cm weiter getrippelt ist und sich meine Nase vom Haarspray-Geruch erholt hat, kommt gleich der nächste Schock. Erwin, Ursels Mann, ca. so groß wie sie breit ist, schleicht tapfer neben ihr her, und wiedermal schreien meine Nasenschleimhäute gequält auf, weil es so furchtbar in der Nase brennt. Ich bin versucht Ursel zu fragen, ob ich ihren Mann kurz mal Richtung Seife & Co entführen darf, nutze dann aber doch lieber den nächsten Seitengang zur Flucht.
Schnell die Sachen schnappen und zur Kasse flitzen, bevor ich hinter Erwin in der Schlange stehen muss...
Dort angekommen, steht Bärbel vor mir. Bärbel hat einen sexy Rückenausschnit im Shirt, das ist aber auch das einzige das sexy ist. Ob ich ihr mal sagen sollte, das ein Zopf oben auf dem Schädel verboten dämlich...? Ach wozu...das hilft immer noch nicht, denn der BH der sich quer durch den Ausschnitt zieht, ist nicht so einfach zu entfernen. Augen zu und durch, gottseidank bin ich keine Modedesignerin geworden, ich wüde alle 5 Meter gequält aufstöhnen und in Ohnmacht fallen.
An der Haltestelle angekommen, wartet schon Hans auf mich, zumindest grinst er mich an, als hätte er es getan. Bärgs. Heute ist wieder Tag der grässlichen Klamotten scheint mir. Das lachsfarbene Poloshirt mit extra langer Knopfreihe fällt mir zuerst auf, danach die zurückgegelten Haare, die die noch übrig sind zumindest, oben auf dem Schädel kann man sich spiegeln. Funkel funkel, da fallen mir doch die 3 silbernen Panzerkettchen um Hans Hals auf. Schick. Ich wusste nicht daß Ketten mit Gliedern in der Größe einer Ankerkette in sind. Da Hans seine extra lange Knopfleiste natürlich auf hat, sieht man auch gleich, daß er seine Brusthaare nicht rasieren kann, zumindest sagen mir das die vielen kleinen roten Pickelchen. Rrrr. Oh Hans, wunderbar bist Du. Und jetzt geh bitte sterben und hör auf mich anzustarren und dabei so dümmlich zu grinsen.
Endlich taucht der Bus auf, natürlich mit Verspätung, was solls, brauch ich den Pulli nicht mehr waschen, mittlerweile regnet es ja in Strömen und ich bin patschnass. Das Polohemd von Hans leider auch, und lachsfarbene werden fast so durchsichtig wie weiße....
Wieder im Bus wird die Musik aufgedreht...sieh an, Gabi ist auch da, schräg gegenüber. Heilige diese Augenringe. Hans möchte sich gerne neben mich setzen, geht dann aber doch woanders hin, mein Blick sprach wohl Bände...
Gabi hat sich in ihre Winterjacke gemummelt, ist ja auch bitterkalt draußen. Klein-Kevin hat nasse Socken an und schläft. Immer noch kurze Hose und T-Shirt. Ob ich Gabi mal sagen soll, daß einem warm wird und man einschläft wenn man den Kältetod stirbt? Vielleicht deckt sie ihn dann wenigstens zu.
Wuffi rollt sich fröhlich über den boden, im Dreck wälzen ist nämlich ganz doll viel lustig - zumindest bist Gabi wieder an der Leine ruckt. Schnepfe. Wuffi hat mittlerweile entdeckt, daß die Stiefel der beiden Punks hinter Gabi richtig toll riechen und freut sich, nebenbei mal - von Gabi noch unbemerkt - gekrault zu werden. Gabi guckt dabei aus dem Fenster und versucht einen Schmollmund zu machen, wahrscheinlich gefällt ihr Hans. Was für ein Paar! Wuffi schubbert sich an punkigen Hosenbeinen, und das bemerkt Gabi dann auch, kurzerhand kriegt die Kleene mit Schwung Gabis Unterschenkel in die Seite. So. Gabi ist eine dumme Pute, und damit ich ihr nicht gleich was in die Fresse haue, muss ich ihr direkt mal die Meinung sagen. Gabi glubscht mich an wie eine Kuh wenns donnert, Hans guckt blass aus dem fenster, die 2 Punks grinsen mich an und schimpfen mit, zumindest bis der Busfahrer mich bittet die Schimpftirade sein zu lassen.
Gabi ist dumm und sollte weder Hund noch Kind haben dürfen, aber was will man da machen. Vielleicht kommt sie ja mit Hans zusammen, und wenn der keine Hunde mag, muss Wuffi ins Tierheim und hats da allemal besser als beiGabi.
Und jetzt schließ ich mich erstmal wieder in der Wohnung ein, mir reichts für die nächsten Tage wieder mit der Menschheit.
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